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MISEREOR-Gastbesuch an der Grundschule March-Hugstetten am 14.03.2025

In der 4. und 5. Stunde besuchten Herr Sawarinathan Nicholas (36) aus Sri Lanka, der Dolmetscher Amal Jayasinghe und die Referentinnen für Globales Lernen, Dorothée Kissel (Ordinariat Freiburg) und Miriam Thoma (Institut für Religionspädagogik Freiburg) die Klassen 4a und 4b der Grundschule March-Hugstetten. Die beiden in Kl. 4 tätigen Religionslehrerkräfte, Frau Schwab und Herr Gottschlich, hatte die beiden Klassen in einigen Unterrichtsstunden auf den Gastbesuch vorbereitet.

Sawarinathan Nicholas besuchte vom 13.–16. März 2025 das Erzbistum Freiburg, um auf die schwierige Lebenssituation der Arbeiterinnen auf den Teeplantagen in Sri Lanka und von deren Kindern aufmerksam zu machen:
Die Arbeiterinnen sind täglich acht Stunden bei der Tee-Ernte tätig. Sie arbeiten barfuß sowie ohne Schutzkleidung und Handschuhe – obwohl auf den Feldern Pestizide eingesetzt werden und es des Öfteren sehr stark regnet. An solchen Tagen droht auf den dann sehr glitischigen Hängen auch Unfallgefahr durch schwere Stürze. Des Weiteren sind die Arbeiterinnen durch Giftschlagen bedroht, die in den Teeplantagen ansässig sind. Jeden Tag müssen pro Person 20 Kilogramm geerntete Teeblätter abgegeben werden, damit ein Lohn von etwa 3 Euro ausgezahlt wird. Öfter wird die Ernte auch gewogen, ohne dass die Arbeiterinnen das Ergebnis kontrollieren können. Zur Arbeit und nach Hause gehen sie meist zu Fuß. Mütter, die auf den Plantagen arbeiten, stehen meist schon um 4 Uhr morgens auf, um das Mittagessen für die Kinder vorzukochen und ihnen das Frühstück zu richten. Von der Arbeit nach Hause kommen die Frauen erst zwischen 18 bis 19 Uhr, wo dann noch einiges an Hausarbeit auf sie wartet. Viele der Ehemänner finden nur in weiter entfernten Städten Arbeit; deshalb sind diese oft nur an den Wochenenden zu Hause.

Die meisten der Arbeiterfamilien wohnen in sehr schlicht gebauten einstöckigen, eng aneinander gereihten Kleinhäusern mit Wellblechdächern.
Mitunter teilen sich sechs oder mehr Personen das Wohnzimmer und das Schlafzimmer. Gekocht wird meist vor der Haustür; auch die Toiletten liegen außerhalb der Wohnungen. Durch viele darauf herumtrampelnde kleine Affen sowie bei starkem Wind oder heftigen Regen werden die Wellblechdächter oft schwer beschädigt und Wasser dringt in die Wohnungen ein.

Die meisten Kinder können zumindest vier Jahre lang zur Schule gehen (die Analphabetenquote liegt erfreulicherweise bei unter 10 %); der Unterricht (montags bis freitags) dauert meistens von 07:30 bis 14:30.
Über die Hälfte der Kinder besucht die Schule auch noch bis zum Ende des 9. oder 10. Schuljahres; Abitur und Studium können sich aber nur die wenigsten leisten. Die Schulen und Klassenräume sind längst nicht so gut ausgestattet wie in Deutschland, die Klassen wesentlich größer. Auch fehlt oft das Geld für die selbst wichtigsten Schulmaterialien wie Bücher, Hefte und Stifte. Viele Familien haben auch Probleme, um die Kosten für die in Sri Lanka verpflichtende Schuluniform zu bezahlen. Da viele Kinder, vor allem Mädchen, bei der Hausarbeit und der Betreuung der jüngeren Geschwister mithelfen müssen, bleibt ihnen oft nur wenig Freizeit zum Spielen und Erholen.

Herr Sawarinathan Nicholas hat unter anderem ein Diplom in Computertechnik sowie Weiterbildungen in sozialen Dienstleistungen und Projektplanung absolviert. Er unterstützt die mit dem kirchlichen Hilfswerk MISEREOR zusammenarbeitende Hilfsorganisation Caritas Sri Lanka-SEDEC, um die Teepflückerinnen zu unterstützen. So wirft er ein Auge darauf, dass beim Wiegen der Ernte alles gerecht zugeht und organisiert gemeinsam mit den Arbeiterinnen Protestaktionen für bessere Arbeitsbedingungen und höhere Löhne, zum Beispiel Demonstrationen. Viele der Frauen erhalten durch SEDEC zudem die Möglichkeit einer Umschulung, um danach zum Beispiel Teppiche zu knüpfen oder einen kleinen Laden zu gründen und dort Lebensmittel oder Gebrauchsgüter zu verkaufen. Diese Arbeiten sind nicht nur ungefährlicher und weniger anstrengend als die Tee-Ernte, sondern werden auch besser bezahlt. Auch unterstützt SEDEC die Familien dahingehend, dass möglichst viele Kinder nach ihrem Schulabschluss eine Ausbildung machen und danach in einem angenehmeren und attraktiveren Beruf arbeiten können als deren Eltern.

Durch den Kauf von Tee aus Sri Lanka im Fairen Handel kann für die Arbeiterinnen Schutzkleidung bereitgestellt werden, vor allem Socken, Halbschuhe, Handschuhe, Atemschutzmasken (direkt nach der Anwendung von Pestiziden) und Regencapes.
Weitere Informationen, auch zur finanziellen Unterstützung der sozialen Projekte von Sawarinathan Nicholas, finden Sie hier>>>, einen kurzen Informationsfilm über das Leben von Kindern in Sri Lanka hier>>>.

Die Kinder dankten den Gästen für ihren Besuch und verabschiedeten sie mit herzlichem Applaus.

Josef Gottschlich

 

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